Kontroverse Streitfragen und ein freudiges Wiedersehen

Das Debattieren ist in die partizipative Schulkultur am Birklehof auf vielfältige Weise eingebunden, ein fester Bestandteil ist die traditionsreiche Debattier-AG. Nach einjähriger Übergangsphase wurden dieses Schuljahr im Rahmen der neu aufgestellten Arbeitsgemeinschaft wieder zahlreiche Debatten ausgetragen.

Die Debattenstruktur des Projekts Jugend debattiert diente den Teilnehmenden als Leitfaden für den Ablauf einer Debatte: In der Eröffnungsrunde wird von der Pro-Seite ein Vorschlag unterbreitet, der von den zwei Debattant:innen dieser Seite argumentativ gestützt wird. Auch die Contra-Seite setzt sich aus zwei Debattant:innen zusammen, die in der Eröffnungsrunde den Vorschlag mit kritischen Fragen schärfen und ihre Gegenargumentation einleiten. In der freien Aussprache, der zentralen Debattenphase, tauschen sich die Teilnehmenden intensiv zur Streitfrage aus. In der Schlussrede werden die wichtigsten Argumente der Debatte zusammengefasst, wobei die eigene Position noch einmal klar dargestellt wird. Im Kontext dieser Debattenstruktur widmeten sich die AG-Teilnehmenden gesellschaftlich relevanten, kontroversen Streitfragen.

Die Erfolge im Wettbewerb „Jugend debattiert“ führten unsere Schülerinnen und Schüler vom Birklehof bis in die Landeshauptstadt. Die Etappen:  

Schulwettbewerb (19. Februar 2024)

In diesem Schuljahr setzte sich die AG aus Teilnehmenden der Altersklasse II zusammen, in der an G8-Schulen die Klassen 10 bis 12 debattieren. Insgesamt acht AG-Teilnehmende meldeten sich für die Qualifikationsdebatten des Schulwettbewerbs. Die besten vier trugen das Schulfinale am 19. Februar 2024 in der Schulversammlung aus. Wie bei Jugend debattiert üblich, bekamen Dylan (Q2), Paul (Q1), Arian und Saleh (beide Kl. 10) zehn Tage im Voraus die Streitfrage mitgeteilt. Sie lautete: „Sollen in der Schule Fähigkeiten vermittelt werden, die für den militärischen Verteidigungsfall relevant sind?“ Die Jury – Frau Ruff (Lehrerin für Englisch und Gemeinschaftskunde), Frau Köller (Lehrerin für Deutsch und Geschichte), Aurelia (Q2) und David (Q2) – ermittelte die beiden Sieger, die sich für den Regionalwettbewerb qualifizierten: Arian und Paul durften als Schulsieger zur nächsten Runde des Wettbewerbs nach Salem fahren. Sehr erfreulich war, dass die kontroverse Streitfrage im Laufe des Tages innerhalb der Schulgemeinschaft weiter intensiv diskutiert wurde.

Regionalwettbewerb (1. März 2024)

Der Regionalwettbewerb an der Schule Schloss Salem bot ein freudiges Wiedersehen mit unserem ehemaligen Schulleiter Herrn Fass, seinerzeit AG-Leiter am Birklehof und weiterhin Regionalkoordinator von Jugend debattiert. Für den Birklehof waren neben Arian und Paul als Debattanten auch Aurelia und David als Jurymitglieder mit angereist. Ausgetragen wurden zwei Qualifikationsdebatten pro Teilnehmer:in, damit alle Debattant:innen die Möglichkeit hatten, sowohl auf der Pro- als auch auf der Contra-Seite zu debattieren. In der Altersklasse II nahmen insgesamt fünf Schulen mit jeweils zwei Debattant:innen teil. Die Freude war groß, als nach dem Mittagessen das Ergebnis verkündet wurde: Unsere beiden Debattanten landeten im Regionalfinale! Die Streitfrage für die Abschlussdebatte lautete: „Sollen öffentliche Schwimmbäder eine flächendeckende Videoüberwachung einführen?“ Arian erzielte den zweiten und Paul den dritten Platz. Damit qualifizierte sich Arian für den Landeswettbewerb und erhielt zusammen mit allen anderen Regionalsieger:innen ein Rhetorikseminar auf der Burg Liebenzell. Auch Paul bereitete sich als erster Nachrücker auf den Landeswettbewerb in Stuttgart vor.  

Landeswettbewerb (19. April 2024)

Am Landeswettbewerb in Stuttgart nahmen insgesamt 32 Regionalsieger:innen teil. Sie debattierten in der Qualifikationsrunde zu den folgenden beiden Streitfragen: „Soll auch in Deutschland zur Wiederbelebung ausgestorbener Tierarten durch Klonen geforscht werden?“ Und „Sollen Landesregierungen ihre Kommunikation über soziale Netzwerke wie X oder TikTok einstellen?“.

Leider reichte es nicht ganz für die Finalteilnahme, in einem hochkarätig besetzten Feld sammelte Arian in seinem ersten Wettbewerbsjahr allerdings sehr wertvolle Erfahrungen. Aurelia konnte ihr Talent im Jurieren auf Landesebene unter Beweis stellen. Den Abschluss des Wettbewerbs bildete das Landesfinale im Stuttgarter Landtag. In der Altersklasse II lautete die Streitfrage: „Soll die Bedrohung von Amts- und Mandatsträgern härter bestraft werden?“ Voller neuer Eindrücke und Erkenntnisse kehrte die Birklehofdelegation nach einer aufregenden Debattierfahrt zurück ans Internat.    

Ausblick auf das nächste Schuljahr

Nach diesem erfolgreichen Debattenjahr setzen wir uns zum Ziel, im nächsten Jahr neben der Altersklasse II auch unseren Nachwuchs der Altersklasse I stärker zu fördern: Wir wollen Schülerinnen und Schüler der Klasse 8 und 9 für die AG gewinnen und sie schon früh mit Debattiertechniken vertraut machen. Der Kernpunkt ist stets, junge Menschen zu befähigen, sich zu politischen Fragen eine fundierte Meinung zu bilden, das Abwägen zu erlernen und sich damit an demokratischen Entscheidungsfindungen zu beteiligen.

Fragen stellen und Antworten geben, einander zuhören und aufeinander eingehen, Themen vorbereiten und nach klaren Regeln miteinander besprechen – das sind zentrale Kompetenzen, um für die freiheitlich-demokratische Grundordnung in unserer Gesellschaft einzustehen.

Text: Matthias Hauk
Fotos: Schule Schloss Salem, Wolfgang Finke