19. April
Gemeinsam für Freiheit Verantwortung übernehmen
Der Theodor-Heuss-Preis wird an Menschen und Initiativen verliehen, die sich in beispielhafter Weise für Demokratie und Bürgerrechte einsetzen. Erster Preisträger war 1965 unser Schulgründer Georg Picht. Beim Kolloquium der diesjährigen 59. Preisverleihung kamen Schülerinnen und Schüler des Birklehofs mit den aktuellen Preisträger:innen ins Gespräch.
Wie bereits in den letzten Jahren waren Birklehofer:innen zum Kolloquium eingeladen. Christel Grünwald, Mitglied im Vorstand unseres Schulvereins und zugleich Mitglied im Kuratorium der Theodor-Heuss-Stiftung, hat sich um unsere Schüler:innen Tymur (10A), Ziyao (10A), Saleh (10B), Siyaya (10A), Mark (10A), Felix (10A) und Hannah (Q1) gekümmert. Begleitet wurden sie von Magnus Pollak, Organisationsleiter und Lehrer für Religion und Mathematik, sowie unserer Praktikantin Arina Zichler.
In dem Kolloquium, das am Vortag der Preisverleihung am 19. April im Stuttgarter Rathaus veranstaltet wurde, konnten die Jugendlichen die Preisträgerin und die Medaillenträger:innen kennenlernen, Fragen an sie stellen und mit ihnen diskutieren.
Die Journalistin, Autorin und Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal wurde für ihren unermüdlichen Einsatz für Freiheit, Demokratie und die Rechte von Minderheiten mit dem Theodor-Heuss-Preis ausgezeichnet. Sie nimmt offen und unter persönlichen Anfeindungen Stellung gegen Rassismus, Islamismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus. Im Kolloquium machte Tekkal deutlich, dass Freiheit ein Geschenk ist. Den Preis erhielt sie aus den Händen von Ludwig Theodor Heuss, Vorsitzender der Theodor-Heuss-Stiftung und Enkel des ersten Bundespräsidenten und Namensgeber der Auszeichnung.
Mit der Theodor-Heuss-Medaille wurden drei Initiativen gewürdigt: colorido e.V. setzt sich im sächsischen Plauen mutig und mit kreativen Projekten für Demokratie und Freiheit ein und kämpft unter massiven Bedrohungen gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus. Das Internetportal Verfassungsblog untersucht mit dem Thüringen-Projekt, was bei einem Wahlsieg einer autoritär-populistischen Partei in Thüringen passieren würde. Die Dorfbewegung Brandenburg e.V. hat die Stärkung von ländlichen Gemeinden in Brandenburg zum Ziel und ermutigt Bürgerinnen und Bürger zur Teilhabe und zur Mitgestaltung demokratischer Prozesse – auch als ein Gegengewicht zu demokratiefeindlichen Kräften.
Im Vorfeld haben sich die Birklehofer:innen auf das Kolloquium vorbereitet. Dieses Jahr hatten die Jugendlichen erstmalig die Ehre, die Preis- und Medaillenträger:innen vorzustellen: Die Mädchen haben die Rede über Düzen Tekkal, die sich vor allem für Frauenrechte einsetzt, selbstständig verfasst und vorgetragen, Mark und Felix über die Dorfbewegung Brandenburg, da beide selbst aus dem ländlichen Raum stammen. Nach der Vorstellung der Preisträgerin und der Medaillenträger:innen beim Kolloquium kamen die Schülerinnen und Schüler mit den anderen Beteiligten ins Gespräch. Im Beisein von prominenten Politiker:innen wie dem Ex-Innenminister Gerhart Baum oder der Stuttgarter Oberbürgermeisterin Isabel Fezer fand ein intensiver Austausch statt zu dem diesjährigen Motto der Preisverleihung: Demokratie unter Druck – Gemeinsam für Freiheit Verantwortung übernehmen.
Themen waren unter anderem, wie der Nahost-Konflikt die Arbeit von Frau Tekkal im Irak beeinflusst, aber auch, wie der Rechtspopulismus und die AfD die Demokratie vor allem im Osten in Gefahr bringen. Hannah (Q1) hat sehr bewegt, wie nahbar die Preis- und Medaillenträger:innen waren und wie nachvollziehbar ihre Argumente. „Für mich persönlich ist das, was mir am meisten im Gedächtnis geblieben ist, dass wir Mut brauchen: Wir brauchen Mut, die Demokratie zu schützen, Mut, die eigene Meinung zu vertreten und Mut, sich von persönlichen Anfeindungen nicht abschrecken zu lassen.“
Persönlich wünscht sich Hannah, dass es in Zukunft mehr solcher Veranstaltungen gibt, bei denen junge Menschen miteinbezogen werden. „Das würde frischen Wind in die Diskussionen und Aktionen bringen.“
Fotos: Jan Potente
Text: Wolfgang Finke
Theodor-Heuss-Stiftung und Theodor-Heuss-Preis
Die überparteiliche Theodor-Heuss-Stiftung trägt den Namen des ersten Bundespräsidenten (Amtszeit von 1949 – 1959). Sie wurde 1964 nach dessen Tod von Hildegard Hamm-Brücher, seinem Sohn Ernst Ludwig Heuss und einem Kreis von Freunden gegründet, um in Erinnerung an die Person und das politische Lebenswerk von Theodor Heuss herausragende Beispiele vorbildlich demokratischen Handelns auszuzeichnen.
Die Theodor-Heuss-Preisverleihungen sollen wichtige politische und gesellschaftliche Entwicklungen frühzeitig ins öffentliche Bewusstsein tragen und eine nachhaltige Verwurzelung demokratischer Haltung und Gesinnung in unserer Gesellschaft fördern. Der Theodor-Heuss-Preis wird jährlich an Persönlichkeiten und Organisationen vergeben, die in diesem Sinne wegweisend wirken. Der erste Preisträger 1965 war unser Schulgründer Georg Picht.