20. Juli

Schwimmen in den Sonnenaufgang

Im Sommer bieten die Seen rund um den Birklehof viel Badespaß. Zu einem besonderen Erlebnis wird es, wenn man bei Sonnenaufgang zum Mathisleweiher aufbricht.

Während die anderen noch schlafen

Um 5:45 Uhr liegt der Campus im Tiefschlaf. Für die Schülerinnen und Schüler in den Häusern gilt noch die Nachtruhe, Hauswirtschaft und Handwerk beginnen ihre Frühschichten erst um 6:15 Uhr. Doch am Kopphaus, an dem Feldweg Richtung Hinterzarten, finden sich nach und nach sechs Schülerinnen und Schüler aus Profil- und Kursstufe ein – mit Mountainbikes. Sie sind dem Aufruf von Herrn Zeidler gefolgt, der Lehrer für Latein, Sport und Tanz am Birklehof hat eingeladen zum Frühschwimmen im Mathisleweiher.

Einmal im Schuljahr muss sein

„Das ist eine alte Tradition am Birklehof,“ erklärt der Pädagoge. „Von Pfingsten bis zu den Sommerferien ist es ein fester Bestanteil im Schuljahr.“ Wie häufig diese Aktion angeboten werden kann, hängt natürlich auch vom Wetter ab und von der Zeit und den Möglichkeiten der Lehrkräfte, dieses zusätzliche Angebot zu stemmen. Doch für Herrn Zeidler ist klar: „Mindestens einmal im Schuljahr muss das Frühschwimmen sein.“

Durch Wiesen und Wälder

Bevor es losgehen kann, schickt er Schülerinnen, noch fehlenden Helme zu besorgen. In dem Punkt lässt Herr Zeidler nicht mit sich reden, Sicherheit geht vor. Die Gruppe radelt oberhalb der Löffeltals, entlang des Zartenbachs durch Hinterzarten, erklimmt den Kesslerhang und fährt dann auf Feldwegen durch die offene Weidelandschaft, vorbei an altehrwürdigen Schwarzwaldhöfen.

Auch hierzu kennt Zeidler eine Geschichte: Auf dem Altevogtshof waren während des Umbaus der Wolffsburg Mädchen aus den höheren Klassen untergebracht. Sie mussten nicht nur jeden Morgen den Berg mit dem Rad hinunter zum Birklehof fahren und nachmittags wieder hinauf, sie arbeiteten auch mit auf dem Hof, halfen beim Melken der Kühe und Pflegen der Pferde. Trotz all der Mühen – es soll ihnen sehr gefallen haben.

Idylle im Naturschutzgebiet

Nach gut fünf Kilometern, 160 Höhenmetern und einer knappen halben Stunde Fahrzeit ist das Ziel erreicht. Der Mathisleweiher liegt idyllisch in einem Wald auf gut 1000 Meter Höhe (999 Meter sagt Wikipedia) im Naturschutzgebiet Eschengrundmoos. Der Moorsee ist etwa 100 mal 200 Meter groß und mit dem Auto nicht zu erreichen. Bäume und ursprüngliche Vegetation säumen das Ufer, große Teile sind für Menschen gesperrt, nur das Ostufer ist befestigt und mit Parkbänken versehen.

Mystische Atmosphäre

Ruhig und spiegelglatt präsentiert sich der See an diesem Morgen. Kein Mensch ist uns begegnet, hier oben nicht und auch nicht auf dem Weg dorthin. Im Dickicht des Waldes wird schnell in die Badekleidung geschlüpft. Und dann geht es in den See. Manche springen forsch hinein, andere zögern, gewöhnen sich erstmal an die Temperaturen und machen sich vertraut mit der Umgebung. Das dunkle Wasser der Moorsees, die hellen Reflexionen der ersten Sonnenstrahlen auf der Wasseroberfläche, die konzentrischen Kreise der Wellen, die jede Bewegung erzeugt und die sich über den ganzen See fortpflanzen – das alles erzeugt eine fast mystische Atmosphäre von Ruhe und Geborgenheit.  

Während die einen noch eine große Runde durch den See schwimmen, genießen andere die Stille und den Frieden an diesem Sommermorgen. „Hier auf dem Felsen erhascht man die ersten Sonnenstrahlen“, weiß Herr Zeidler.

Müsli und Weckle warten

Zurück zum Birklehof geht es in einer rasanten Fahrt bergab, man benötigt nicht mal die Hälfte der Zeit wie für den Hinweg. Pünktlich zum Frühstück sind alle im Esssaal. Nach diesem außergewöhnlichen Start in den Tag schmecken Müsli und Weckle besonders gut.

Fotos & Text: Wolfgang Finke

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