12. Dezember

Outward Bound: Ein Abenteuer, das uns wachsen lässt

Outward Bound ist ein Abenteuer, das Schülerinnen und Schüler der Schule Birklehof nicht nur physisch, sondern auch mental fordert. Zehn Tage in der Wildnis Norwegens, mit einem Rucksack und viel Teamgeist – eine Erfahrung, die niemanden unberührt lässt. Von anstrengenden Wanderungen bis hin zu unvergesslichen Gruppenerlebnissen bietet dieses Programm alles, was Jugendliche wachsen lässt und nachhaltig prägt.

In ihrem Erfahrungsbericht schildert Lily (Q1), wie sie dieses besondere Abenteuer im Juli dieses Jahres erlebt hat.

Vom Zweifel in die Vorbereitung

Als ich das erste Mal von Outward Bound hörte, hatte ich, um ehrlich zu sein, ein wenig Angst. Die Idee, zehn Tage im Nirgendwo wandern zu gehen, mit nicht mehr als einem Rucksack und zusammen mit Leuten, die man zum Teil nur flüchtig kennt – das war für mich mehr als befremdlich. Auch die verschiedenen Meinungen von jenen Menschen, die den Trip bereits hinter sich hatten, halfen nicht, sich ein Bild zu machen von dem, was auf einen zukommen würde. Sie waren sehr gemischt, von „Es war mega cool“ bis „Es war die Hölle“ waren alle Urteile dabei. Es blieb einem nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis man selbst die Erfahrung machen konnte.

Und das kam schneller als gedacht. Plötzlich war ich in der Vorbereitung, plante die Zeltgruppen, Ausrüstung und die Verpflegung. Und eh ich mich versah, saßen wir alle, die ca. 40 Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen sowie die Lehrkräfte und Begleitpersonen im Bus auf dem Weg Richtung Norwegen, aufgeregt und vielleicht sogar nervös. Auf jeden Fall hatte die Fahrt uns bereits jetzt einander näher gebracht: Es war recht eng im Bus.

Ausgesetzt im Nirgendwo

Zwei Tage Reise später wurde eine Wandergruppe nach der anderen am Wegesrand ausgesetzt und sich selbst überlassen. Meine Gruppe war die letzte, welche den Bus verließ. Es war ein komisches Gefühl, mitten im Nirgendwo zu stehen und immer noch nicht zu wissen, was genau nun eigentlich passieren soll. Der erste Wandertag stellte sich, rückblickend, als einer der anstrengendsten heraus. Nicht, dass die Strecke besonders anspruchsvoll war, aber bereits nach nicht mal einem Kilometer kam die erste Unsicherheit über den genauen Weg auf. Zum Glück aber gelang es unserer Gruppe, sich in den ganzen zehn Tagen nicht ein einziges Mal völlig zu verlaufen.  

Herausforderungen in Norwegens Wildnis

Auf unserem Weg mussten wir einige Herausforderungen bestehen. Es galt eine Passhöhe zu erklimmen, mehrmals mussten wir Schneefelder oder Flüsse überqueren und täglich uns der Mücken erwehren. Zudem hatten wir mit dem Wetter zu kämpfen, es herrschten niedrige Temperaturen, meist einstellige Gradzahlen, und es regnete häufig. Doch obwohl man fast jeden Morgen in kalte, nasse Schuhe schlüpfte, um die Strecke des Tages zu bewältigen, war die Stimmung ziemlich gut in der Gruppe. Es wurden Lieder gesungen, Witze gerissen und man kam mit Menschen ins Gespräch, mit denen man davor eher weniger zu tun hatte.

Starke Gemeinschaft, unerwartete Begegnungen

Ein absolutes Highlight war das Zusammentreffen mit einer anderen Wandergruppe vom Birklehof.  Was eigentlich nicht hätte passieren sollen, ereignete sich just am Tag des Gruppensolos. Das ist der letzte richtige Wandertag, an dem die Begleitpersonen einige Kilometer Abstand hinter den Schülerinnen und Schülern laufen und ihnen die komplette Planung und Führung Etappe überlassen. Unsere Gruppe war relativ früh losgewandert, um früher anzukommen, und begegnete an einem Bach tatsächlich Birklehofer:innen aus einer anderen Wandergruppe, die uns die Position ihres Camps verrieten. So kam es zu einem Treffen der beiden Gruppen. Es flossen Freudentränen und auch die Stimmung wurde merklich angehoben. Schließlich wurden wir von den Begleitern der anderen Gruppe aufgefordert, weiterzuwandern. Die Stimmung blieb gut, und so wurde das Gruppensolo zum besten Wandertag in Norwegen.

Regen, Lieder und der Zieleinlauf

Am letzten Tag wurden wir mit Regen verabschiedet. Das bevorstehende Ende sorgte für die gute Laune, um auch noch die letzten Kilometer zu bezwingen. Singend marschierte jede Wandergruppe ins Ziel, ohne dass es abgesprochen gewesen wäre. Dort angekommen wärmten sich alle am Lagerfeuer und erzählten sich, wie es gewesen war. Das Buffet überlebte nicht lange. Und so schnell, wie es wie das Abenteuer gekommen war, so schnell war auch schon wieder vorbei. Ich war erleichtert es geschafft zu haben und stolz auf mich und meine Mitschüler:innen, es gemeinsam bewältigt zu haben. Doch neben der Freude, bald wieder zu Hause zu sein, war ich auch ein wenig traurig: Ein so besonderes, einmaliges Erlebnis hatte schneller sein Ende gefunden, als ich gedacht hatte. Wohlbehalten kehrten wir zurück zum Birklehof.

Outward Bound: Ein Abenteuer, das prägt

Zurückblickend war Outward Bound ein Erlebnis, das mich definitiv an meine Grenzen gebracht hat − wenn nicht sogar darüber hinaus. Ich habe nicht vor, es so bald zu wiederholen, zwischendurch konnte es schon echt hart sein. Aber ich bin froh, diese Erfahrung gemacht zu haben. Es hat sich gelohnt.

Text: Lily (Q1)
Fotos: Sarah Bosslet, Mirjam Helget
Videoschnitt: Feras (Q1)

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